Dies ist Teil 3 meines Blogs zur Gamescom 2022. Um die Stunde des Moments zu nutzen, springe ich einmal in das Feld des Videospieljournalismus hinein und teile meine Erfahrungen und Impressionen über die diesjährige Gamescom und ihre Aussteller. Über den Verlauf von vier Tagen hatte ich die Gelegenheit, mich in diverse Schlangen zu stellen, zukünftige Releases anzuspielen und mich mit einigen Entwicklern auszutauschen. Zur Liste aller Artikel zur Gamescom 2022: https://stevenangelo.de/tag/gamescom-2022/
Bandai Namco hatte definitiv eine der größten Gamescom-Stände zu bieten. Dank der übergroßen Ruffy-Statue angesichts des heiß erwarteten One Piece: Odyssey und prominenten Reihen front-and-back war der Trubel groß. Als alter Rollercoaster Tycoon-Fan erweckte aber vor allem das frisch angekündigte Park Beyond mein Interesse.
Park Beyond ist ein Park Management-Spiel, das heißt, dass es grundsätzlich in die Fußstapfen von Ataris großer Rollercoaster Tycoon-Reihe tritt. Es geht also darum, sich um einen Freizeitpark mit Attraktionen und Läden zu kümmern, Achterbahnen zu bauen und das Geld in die Kassen fließen zu lassen, alles etwas schräg und bunt.
Für Park Beyond stellt Bandai Namco eine klare Realitätsdistanz heraus. Auch, wenn Rollercoaster-Spiele durchaus schräg wurden und ihren eigenen Humor besaßen, so waren sie in der Realität begründet. Dies wift Park Beyond mit Sprungspassagen und dem sogenannten „Impossify“-Feature über Bord. Außerdem wird der Fokus auf eine Story-Kampagne mit diversen Charakteren gelegt.
Was Park Beyond nicht ist
Doch wo ordnet sich Park Beyond damit in dem Genre ein? Ich würde argumentieren, dass es einen bekannten, aber nicht ganz offensichtlichen Slot belegt. Während die ersten Rollercoaster-Teile noch einen großen Aspekt auf Management und Finanzen gelegt haben, und somit dem übergeordneten Genre ganz nah waren, hat sich Rollercoaster Tycoon 3 als Ableger deutlich gewandelt und somit ganz neue Fans erschlossen.
Wenn wir die Historie einmal durchgehen, können wir beleuchten, was aus dieser Entwicklung geworden ist. Aus dem beliebten Rollercoaster Tycoon 2 hat das Indie-Studio Texel Raptor 2018 das Spiel Parkitect geschöpft. Mit aktuell knapp 5.000 Reviews und 94% positiven Bewertungen auf Steam ist dieser Slot gefüllt. Die isometrische 2D-Ansicht wurde in ein zeitloseres Design gehüllt, und alte Gameplay-Macken aufgebügelt sowie durch einen Mehrspielermodus ergänzt. Ein puristischer Park Manager also.
Die andere Seite der Medaille ist nicht ganz so simpel. Rollercoaster Tycoon 3 war das erste 3D-Spiel der Reihe, besonderes Aufsehen erregte dabei die Möglichkeit, in seinen eigenen Achterbahnen mitzufahren und das bei hunderten Designs! Trotz des Erfolgs litt die Reihe wie auch andere erfolgreiche Franchises von Atari unter den finanziellen Problemen des Publishers und so kam erst 2016 ein echter Nachfolger mit Rollercoaster Tycoon World.
Das Spiel war katastrophal. Etliche Bugs und Performance-Probleme, kaum Content und ein unintuitives Achterbahn-Bausystem. Glücklicherweise stand zu diesem Zeitpunkt schon ein anderer Vertreter in den Startlöchern. Ähnlich wie Cities: Skylines vom desaströsen Sim City-Release profitierte, erhielt Planet Coaster von Frontier einen regelrechten Hype.
Es handelte sich dabei um einen klaren Entwickler-/Publisher-Vergleich. Zwar hatte Atari natürlich die Rechte an der Rollercoaster Tycoon-Marke, jedoch war Frontier zu ihrem Glück kein echter Teil von Atari. Einige der originalen Rollercoaster-Entwickler steckten immer noch im Team, und das war spürbar. Planet Coaster hat aktuell knapp 45.000 Bewertungen und davon sind 90% positiv, hier wurde also ein weiterer Slot gefüllt, aber moment mal, welcher eigentlich?
Was Park Beyond vielleicht ist
Planet Coaster hatte seinen eigenen Slot gefunden. Denn auch wenn Planet Coaster ein 3D-Park Manager war, so war es kein echter Nachfolger. Denn mit einer mächtigen Workshop-Integration, grid-free-Design und der Möglichkeit eigene Module und Bahnen zu entwerfen, war Planet Coaster deutlich mehr Sandbox als Manager. Es ist fast schon eher eine Simulation.
Kommen wir nach alldem also zu Park Beyond zurück. Durch die Demo konnte man die Wegweisung gut erkennen, Story-Charaktere mit etwas gruseligen Facial Features begrüßten einen, man konnte Entscheidungen treffen, welche Module man nun wählen wolle, und zwar im Gepspräch mit den Figuren, und vor allem konnte man eine Achterbahn entlang eines vorgegebenen, groben Weges bauen.
Das Bausystem ist extrem intuitiv und geht meines Erachtens noch leichter von der Hand als in Planet Coaster. Einzig genaue Werte erkennen zu können, und Streckenabschnitte schnell zu löschen, war etwas fummelig. Bahnen hatten außerdem freie Verfügung darüber, blind in die meisten Objekte reinzufahren, was definitiv noch gefixt werden muss. Sitzt man selbst in der Bahn, so spielt eine Musik lauter im Hintergrund, je nachdem wie schnell die Bahn gerade fährt, was eine schlaue Neuerung ist.
Performance-Probleme gab es trotz der verhältnismäßig detaillierten Models kaum, einzig im Fahrtmodus gab es bei einem meiner zwei Anspieltests kleine Ruckler, wenn es mal schneller wurde. Ich gehe aber auch bei diesen davon aus, dass sie noch bis Release berichtigt werden, da es sich hier nur um kleine Problemchen handelt. Über die Steuerung auf den Konsolen kann ich noch nichts sagen, da nur eine PC-Version als Test vorlag.
Es schient bisher also so, als würde Park Beyond einen deutlich größeren Fokus auf kreatives Design und Achterbahnbau setzen. Aufmachung und Story-Kampagne erinnern deutlich mehr an Rollercoaster Tycoon 3. Zweifel an der Tiefe habe ich bis jetzt vor allem deshalb, da wir noch nicht in der Lage waren, Attraktionen und andere Achterbahndesigns in Gameplay zu sehen. Es bleibt also abzuwarten, ob Park Beyond den großen Fußstapfen gerecht wird, doch bis zum Release ist noch viel Zeit, von daher bin ich persönlich einfach mal vorsichtig optimistisch.
Park Beyond erscheint 2023 für PC, PS5 und Xbox Series X/S. Ein genaues Releasefenster ist noch nicht bekannt.
Steven Angelo Levy 